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Katzen-Eingewöhnungshilfen

Es ist verständlich, dass man sich freut, wenn ein neues Familienmitglied ins Haus kommt. Und man
möchte alles tun, um ihm den Start zu erleichtern.

Am Anfang ist Ruhe das Allerwichtigste

Das Beste für den Neuling ist allerdings, wenn er seine neue Umgebung zuerst in aller Ruhe und ohne
Hektik allein erkunden kann.

In dieser Zeit Freitage zu nehmen oder Ferien zu machen, ist nicht notwendig. Das hebt man sich besser für später auf, wenn das Büsi unsere Unterstützung wirklich dringend braucht. Zum Beispiel dann, wenn es seine ersten Schritte ins Freie wagen soll.

Einem Neuankömmling erleichtert man den Start, indem man ihn erst einmal in einem ruhigen Zimmer einquartiert. Dort sollten Kuschelbettchen sowie vorübergehend auch zwei Katzenklos in der einen und das Lieblingsessen in der anderen Ecke stehen. Das ganze Haus oder die ganze Wohnung wären in der Anfangszeit zu viele Eindrücke auf einmal. Erst nach einigen Stunden/Tagen wird dann die Türe geöffnet. Die Samtpfötli erhalten so einen Zufluchtsort, wo sie sich in einem übersichtlichen Rahmen geborgen fühlen, bevor sie von da aus weiter auf Entdeckungsreise gehen. Auch die Anpassung an ein Zweitbüsi findet so viel sanfter statt.

Ein solches Rückzugs-Quartier ist auch wichtig, wenn Sie einmal das ganze Haus lüften wollen oder wenn Sie Besuch haben. Auch wenn das Büsi erschrickt, wird es sich an diesen kleineren, mit der Zeit heimisch gewordenen Ort zurückziehen.

Leise Musik kann eine beruhigende Wirkung auf das Büsi haben. Von Vorteil ist auch, wenn es keine Gelegenheit hat, sich unter einem Bett oder Sofa verkriechen zu können. Trotzdem ist es wichtig, dass Sie ihm Rückzugsmöglichkeiten an Orte bieten, an denen es sich sicher fühlen kann und Sie trotzdem guten Zugang zu ihm haben. So können ihm seitwärts gekippte Schachteln, zur Hälfte gedeckt mit einem Tuch, gute Versteckmöglichkeiten bieten.

Sie sollten unbedingt versuchen, guten Augen- und Handkontakt zu Ihrem Tier zu bekommen, ohne ihm direkt in die Augen zu starren. Trotzdem, lassen Sie den Tieren Zeit – bedrängen Sie sie nicht. Bestechung mit Futter ist erlaubt. Sprechen Sie oft und mit sanfter beruhigender Stimme mit Ihrem Büsi.

Achtung Gefahren

Wichtig beim Einzug ist, dass im neuen Heim keine Gefahren lauern wie zum Beispiel:

  • Klappfenster, die zu tödlichen Fallen werden können
  • Offene Dachluken (Jede Katze kann Wände hochklettern.)
  • Lamellenstoren (Ausreissgefahr)
  • Offene Fenster (schliessen, auch wenn sie sich im 1. oder 2. Stock befinden.)
  • Katzentor (abdecken, damit die Katze kein Licht auf der anderen Seite sehen kann.)

Nachtaktiv

Verunsicherte Büsis im neuen Heim sind erst einmal nachtaktiv. Sie müssen sich auf eine etwas unruhige Zeit einstellen. Das wird sich aber bald einmal legen, sobald die Katze sich heimisch fühlt und sich dann auch am Tag genügend bewegt. Der natürlichste Kontakt zum Menschen findet nachts statt. Wenn Sie schlafen und die Katze die Möglichkeit hat, Sie zu beschnuppern. Dann sind Sie für sie keine Bedrohung, und die Anpassung zwischen Mensch und Tier erfolgt schneller und natürlicher. Mit viel Beschäftigung tagsüber, zum Beispiel mit Spielen, wird sie sich nachts ruhiger verhalten.

So kann man Berührungsängste abbauen

Eine Gerte oder Ähnliches eignet sich gut, um die ersten Berührungsängste abzubauen. Sie dient in erster Linie als Spielobjekt. Gleichzeitig können Sie der Katze später damit sanft übers Fell streicheln, ohne dass Sie selbst ihr zu nahe kommen. Auch ein feines Tuch kann gute Hilfe leisten. Sie verstecken Ihre Hände darunter, spielen anfänglich nur, um sie so dann versteckt berühren zu können. Je mehr Sie sich mit Ihrer Katze beschäftigen und je häufiger Sie ruhig mit ihr sprechen, desto schneller wird sie auf Sie zukommen.

Anders verhält es sich bei einer sehr neugierigen, aufgeschlossenen und belastbaren Katze. Da geht alles schneller, und das zeigt sie Ihnen auch.

Stressbedingte Auswirkungen sind leider nicht selten

Vergessen Sie nicht: Eine Umplatzierung bedeutet für jedes Tier grossen Stress. Dies kann sich unterschiedlich auf die Psyche oder die Physis der Tiere auswirken. Im Folgenden sind die wichtigsten stressbedingten Symptome und die zu ergreifenden Massnahmen aufgeführt.

Durchfall

Finden Sie heraus, welches Futter Ihre Katze am besten verträgt. Sie sollten anfänglich nur Terrine füttern und qualitativ gutes Trockenfutter (kein Gelfutter, keine Milch, billiges, fettes Futter vermeiden). Sollte eine Jungkatze wässrigen Kot ausscheiden, müssen Sie sofort reagieren und den Tierarzt aufsuchen. Es besteht Austrocknungsgefahr. Gönnen Sie Ihrer Katze auf jeden Fall genügend Ruhe.

Schnupfen / Tränen

Die Tiere sind gegen den Katzenschnupfen geimpft. Es gibt aber verschiedene Virenstämme. Bei einem Schnupfen könnte es sich auch um eine Impfreaktion handeln. Eventuell wurde Ihr Tier bereits ärztlich behandelt, und der Schnupfen braucht jetzt noch Zeit, um vollständig auszuheilen. Sind das Allgemeinbefinden und das Fressverhalten der Katze gut und tritt nach einer Woche allmählich eine Besserung ein, sollten Sie einfach abwarten. Reinigen Sie Augen und Nase des Tiers gelegentlich mit Augentrost- oder Milchwasser. Verschwinden die Beschwerden nicht allmählich, kontaktieren Sie uns.

Unsauberkeit

Zuerst sollte abgeklärt werden, ob Ihre Katze kastriert/sterilisiert ist. Falls nicht, sollten Sie dies unverzüglich nachholen lassen. Hat die Katze ausreichend Ruhephasen? Ist das Kistchen nicht zu weit weg oder gar an einer lärmigen Stelle? Ist das Kistchen sauber genug? Katzenklos sollten mindestens zwei vorhanden sein, ausserdem in jedem Stockwerk eines. Kontrollieren Sie mehrmals am Tag, ob die Katze Kot oder Urin abgesetzt hat, und entfernen Sie dies umgehend. Das Katzenklo sollte täglich mit einem schwach duftenden Putzmittel gereinigt werden, denn Katzen sind äusserst geruchsempfindlich (auch Menschen gehen nicht gern auf ein unsauberes WC. Und Sie spülen jedes Mal.).

Das Band festigen

Warten Sie mit dem ersten Ausgang möglichst lange. Je besser der Bezug zum neuen Familienmitglied aufgebaut ist, umso einfacher wird das Erlebnis Ausgang für alle zu bewältigen sein.

Der Aufbau einer neuen Beziehung braucht Zeit. Deshalb sollten Sie auch einer Tierheimkatze genügend Zeit einräumen, um zu allen Familienmitgliedern ein stabiles Vertrauensverhältnis aufzubauen.

Es liegt nun in unseren Händen, aus dieser Katze eine häusliche Katze zu formen. Je mehr man sich mit ihr abgibt und je besser man sie wahrnimmt jedes Mal, wenn sie unseren Weg kreuzt, desto grösser wird der Bezug zwischen Mensch und Tier werden. Sie wird sich wohl fühlen und gerne zu Ihnen kommen. Einige Streicheleinheiten am Morgen und einige weitere beim Fernsehen reichen bei weitem nicht aus, damit sie sich geborgen fühlt. Genau so braucht es genügend Nahrung, einen tierwürdigen grossen Lebensraum und viel Zeit mit Ihnen gemeinsam. Setzen Sie sich mit ihr auseinander. Lesen Sie gute Katzenbücher. Versuchen Sie die Feinfühligkeit Ihrer Katze zu spüren und sich in sie hinein zu versetzen. Beobachten Sie sie oft und genau. Je mehr man ein Tier beobachtet und seine Gewohnheiten wahrnimmt, desto fester werden die Beziehung und das Verständnis. Ihre Sensibilität für das Lebewesen und seine Bedürfnisse wächst.

Lässt man die Katze zu früh hinaus und dieses Band zwischen Ihnen beiden ist noch nicht genug
gefestigt, wird sie draussen sehr unsicher sein. Sie wird viel schneller erschrecken, eventuell in Panikdavonrennen und den Heimweg nicht mehr finden.

Es kann auch vorkommen, dass sie mit fremden Leuten mitgeht, weil das Beziehungsband zu ihrem
Heim einfach noch zu wenig gefestigt war. Und sie wird ein Streuner.

Unkastrierte Katzen sollte man noch nicht hinaus lassen. Die Eroberung eines neuen Reviers ist sehr
aufregend und gefährlich. Sind dann aber noch die Hormone aktiv, zieht das die Alteingesessenen
erst recht an, und es kommt unweigerlich zu Kämpfen. Abgesehen davon, dass ein so junges Tier zu
vergleichen ist mit einem zwei- bis dreijährigen Kind, das man auch nie alleine auf die Strasse lassen
würde.

Scheue Katzen brauchen mehr Zeit zur Angewöhnung im Haus.

Frühzeitig vorbereiten für den ersten Ausgang

Sie können die Zeit in der Wohnung sinnvoll nutzen, indem Sie ihre Katze langsam auf den ersten
Ausgang vorbereiten.

Netzen Sie den Balkon nach Möglichkeit für einige Zeit ein. So kann sich eine etwas scheuere Katze
langsam an die Geräusche in der Umgebung gewöhnen und doch noch in ihrem geschützten Territorium sein. Sobald sie die üblichen Umgebungsgeräusche alle kennt, kommt sie viel weniger in Panik, wenn sie draussen etwas erschrickt. Auch wenn Sie ebenerdig wohnen, können Sie diese Unterstützung realisieren. Montieren Sie ein Fliegengitter an ein Fenster, welches Sie über einige Wochen Tag und Nacht offen lassen.

So wird Ihr neues Büsi wahrscheinlich bereits den ersten Schnüffelkontakt mit den Katzen in der Umgebung haben und vielleicht auch schon Hunde in der Umgebung hören. Durch unbekannte Geräusche wird es sich dann nicht mehr ganz so schnell ins Bockshorn jagen lassen.

Sehr hilfreich kann es sein, wenn Sie Ihre Katze einige Wochen vor ihrem ersten Auslauf jeweils mit dem Schütteln einer Büchse mit Leckerli zur Fütterung locken. Sie gewöhnt sich an das Geräusch und kennt seine Bedeutung. Damit können Sie einerseits die Katze wieder herein locken, andererseits kann es später helfen, falls Sie Ihre Katze einmal suchen müssen.

Vorbereiten aufs Katzentor

Es gibt im Handel kleine gedeckte Katzenklos mit Schwenktörchen. Wir empfehlen ein solches anzuschaffen. Nicht als Klo, sondern als Übungsgegenstand. Stellen sie dort ab und zu einen Leckerbissen hinein oder das Essen auf. Die Katze wird sich an die ganz sanfte Berührung des Katzentors am Rücken gewöhnen und mit etwas Gutem in Verbindung bringen. Es geht auch mit einer Kartonschachtel. Das wird täglich wiederholt, bis sie mit der Zeit die Angst vor dem Klappen des Tors verliert und es
auch nicht mehr so schlimm empfindet, wenn der Schwanz einmal noch drin bleibt.

Auch Halsbänder für Sensoren sollten lange vor dem ersten Ausgang angezogen werden.

Eine weitere Hilfe um den ersten Ausgang einfacher zu gestalten, könnte ein provisorischer Zaun sein.

Von Ruth Morgenegg, 8912 Obfelden, www.nagerstation.ch